Festhalten & Loslassen oder was hat Klettern mit dem eigenen Lebensweg zu tun?

Leuten draußen in der Natur zu sein, in Gegenden zu kommen, wo man sonst nicht so einfach hinkommt und etwas zu tun, was nicht Jeder tut. Festhalten & Loslassen…Erst Jahre später erschloss sich mir ein ganz neuer Zugang zum Klettern, nachdem ich durch viele persönliche Höhen und Tiefen gekommen war und sich das Klettern „zufällig“ auf dieselbe Weise wie ein roter Faden durch mein Leben zog…..

Aufstieg ins Ungewisse

Als Kinder haben wir die höchsten Bäume erklommen, sind auf Bänke und Stühle gestiegen, überall herauf geklettert, nichts war vor uns sicher. Und wenn es mal nicht gleich funktionierte, haben wir es eben noch einmal anders probiert, so lange, bis wir einen Weg gefunden hatten. Über das „Wie“ haben wir uns dabei nicht gesorgt. Spielerisch und mit Freude haben wir unbekanntes Terrain betreten, uns aufgemacht ins Ungewisse…
Als Erwachsener hat man es da schon etwas schwerer. Schließlich hat man jetzt Lebenserfahrung, ganz gleich welcher Art und kennt mögliche Tücken und Gefahren. Sich in ungewisses Terrain zu begeben, sich spielerisch einzulassen und einfach zu probieren geht da nicht mehr so leicht. Was ist, wenn ich abstürze? Wenn ich in meinem neuen Berufsfeld scheitere? Mein Partner/in doch nicht der oder die Richtige ist? Wenn ich meinen Kredit nicht mehr abzahlen kann? …Die Liste ist endlos…und für mich auch die Gleichnisse vom Klettern und begehen des eigenen Lebensweges.

Warum Scheitern ein Gewinn ist

Im Leben glauben wir oft, das Scheitern etwas mit Versagen, mit nicht können, mit nicht gut genug zu tun hat. Für mich stimmt das nicht und das Klettern hat mich in meiner Meinung darin bestärkt. Wenn ich am Berg scheitere, heißt das nicht, das ich es nicht kann. Es heißt nur, das ich den Weg noch nicht sehe, die vielen Möglichkeiten. Vielleicht stehe ich falsch, vielleicht halte ich mich krampfhaft an etwas fest und mache mich damit selbst bewegungsunfähig. Vielleicht habe ich zu hoch angetreten oder zu hoch gegriffen. Oder ich habe nicht mehr auf meine Balance geachtet. Vielleicht muss ich aber auch noch etwas mehr trainieren. Oder mich einfach mal trauen.
Beim Klettern kannst Du viel über Dich selbst erfahren, über Deine Grenzen, Deine Stärken, Deine Schwächen, Deine Ängste, Dein Ego. Du machst jeden Tritt und jeden Zug allein, bist dafür verantwortlich. Auch dafür, ob Du spielerisch oder ehrgeizig, voller Tatendrang oder eher ängstlich Deinen Berg besteigst….

Warum klettern frei und glücklich machen kann

Wenn ich klar und nah bei mir bin, es mir gut geht und ich Vertrauen in mein Leben habe, ist das klettern wie ein Tanz, voller Freude und Glücksmomenten. Nicht, das es immer leicht wäre, aber ich kann mich auf die Herausforderungen und das Unbekannte , das mir die Kletterroute bietet, einlassen, ausprobieren, vertrauen, festhalten und auch wieder loslassen. 😉
Läuft etwas schief in meinem Leben, steh ich an Wendepunkten, belastet mich etwas, habe ich vielleicht Liebeskummer, fühle mich klein und unwichtig, so merke ich das auch in der Route. Äußere und innere Zustände korrespondieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig! Dadurch ist es möglich, durch klettern wieder mehr Selbstvertrauen zu bekommen, neue Wege zu suchen und zu versuchen, sich wieder auf unbekanntes Terrain wagen. Das kann Dir ein Gefühl geben von Freiheit und Glück!